Projekt "Selbstbau eines standalone SDR-QRP-Transceivers mcHF nach m0nka"
SDR-Technik (software defined radio) ermöglicht ein völlig neues "Feeling" auf den Bändern. Die Symbiose aus moderner Digitaltechnik und analoger HF-Übertragungstechnik zeigt, dass Amateurfunk längst nicht zum alten Eisen gehört!
Und sowas kann man selbst bauen... Wer moderne Technik will, darf aber nicht nach "bedrahteten Bauteilen" schreien - dieser Ruf ist rückwärts gerichtet und dringt weder in die Zukunft noch in die Gegenwart ein und hat dem Amateurfunk den Ruf des "Vergangenen" eingebracht.
Die Technik, in der seit Ende des 20. Jahrhunderts Elektronik gefertigt wird, heisst SMD (surface mounted devices). Dabei werden die Bauteile direkt auf die Leiterbahnen der Platine gelötet: keine "Löcher" mit "Lötaugen", keine Drähte an den Bauteilen. Dadurch wird die Fertigung preiswerter, es werden Ressourcen gespart, die Schaltungen werden sehr viel kleiner und damit hochfrequenztechnisch besser.
Wir aus dem I40 vertreten die Ansicht, dass es sehr viele schöne "alte" konventionelle Funkgeräte gibt. Die Zukunft hält aber einen wesentlichen Bereich für Geräte mit modernen Konzepten (eben auch SDR) frei und den wollen wir mit Leben erfüllen und erobern - wie Funkamateure seit es sie gibt erobert und erforscht haben!
Der Selbstbau eines solchen Gerätes ist sicher eine Herausforderung - aber gleichzeitig auch eine große Selbstbestätigung. Microcontroller, SMD-Technik: alles kein Hexenwerk, alles beherrschbar und erlernbar!
Das Gerät ist eine Entwicklung von M0NKA, der es als "Open Source mit Einschränkungen" bereitgestellt hat. Das bedeutet, dass die Hardware (Schaltung) für nichtkommerzielle Zwecke unentgeltlich verwendet werden können. Die Firmware war ursprünglich Teil dieses Konzeptes, ist jedoch in der Zwischenzeit in ein anderes Lizenzmodell übergegangen (siehe unten). Es gibt auch eine Yahoo-Newsgroup zum Projekt - diese ist allerdings in Englisch... Unser Ortsverband hat ein deutschsprachiges Projekt zu diesem Gerät gestartet - es kann über unser I40-Forum (frei für alle) erreicht werden.
Der Selbstbau ist sehr reizvoll. Ich (DF8OE) betreibe solch ein selbstgebautes Gerät seit Ende März 2015 und habe schon zahlreiche QSOs in alle Welt damit geführt - "barfuß", ohne Sendeverstärker. Die Empfangsberichte waren stets sehr gut.
Auch ist das Gerät sehr gut für den technisch interessierten, aber nicht-lizensierte Nachbauer geeignet! Man kann es auch als reinen Empfänger aufbauen und betreiben. In dem Fall werden die senderelevanten Bauteile einfach nicht bestückt. Und wenn "der große Tag" gekommen ist, an dem durch das Ablegen der Amateurfunkprüfung ein Rufzeichen erteilt wird - dann können diese Bauteile nachbestückt werden...
Die Hardware des Gerätes ist vom Autor Chris (M0NKA) unter die folgende Creative Commons Lizenz gestellt worden:
(Deutsche Erklärung der Lizenz "Creative Commons BY-NC-SA")
Dadurch, dass die Community direkte Hardwareverbesserungen nicht einpflegen kann und es niemandem erlaubt ist, neue, verbesserte Platinen herausbringen, wenn sie vom Projekt selbst nicht herausgebracht werden (das würde gegen die "no commercial use" - Klausel verstoßen) sind der Verbesserung der Hardware des Gerätes durch Communityarbeit deutliche Grenzen gesetzt. Man ist darauf angewiesen, dass der Autor die Änderungen übernimmt. Tut er das nicht, bleiben sie unbeachtet.
Die Firmware, die einen wesentlichen Anteil an der Leistungsfähigkeit des mcHF hat, wurde im Februar 2017 mit Zustimmung von Chris, M0NKA (dem Schöpfer des mcHF-Projektes) und Clint, KA7OEI (dem der erste große Entwicklungsschub der Firmware zu verdanken ist) auf das Lizenzmodell
(Deutsche Erklärung der Lizenz "GNU GPLv3")
umgestellt. Dadurch können Ideen und Verbesserungen der Community direkt und ohne Verzögerung einfließen, was in der Vergangenheit auch passiert ist. Einen Großteil des Leistungszuwachses des mcHF verdankt dieser daher der Firmware, die sich gewaltig verbessert hat, während die Hardware seit Bestehens des mcHF lediglich kleine Änderungen / Verbesserungen erfahren hat.
Um Verwechslungen mit dem mcHF (der nach wie vor unter dem ursprünglichen Lizenzmodell veröffentlicht ist) zu vermeiden, bekam das Firmwareprojekt einen eigenen Namen: UHSDR - was Universal Ham Software Defined Radio bedeutet.
Was interessant ist wird natürlich auch oft unter Missachtung der Lizenzregeln kopiert. So gibt es den "mcHF" öfter als billiges Fertiggerät in diversen Onlineshops oder ebay zu finden - auch unter anderem Namen (aber leicht zu identifizieren). Wir raten dringend vom Kauf solch eines "Klones" ab! Zum einen ist es keine unterstützenswerte Sache ein "gestohlenes Konzept" zu verkaufen - aber auch technische Aspekte sprechen gegen viele dieser Klone. Die verwendeten Bauteile sind häufig von minderer Qualität und der Hardware-Entwicklungsstand der Klone hinkt hinter dem "Original" von Chris deutlich hinterher.
Unter der Leitung unseres Jugend- und Nachwuchsreferent Andreas Richter (DF8OE) haben wir dieses Projekt in unsere deutsche Amateurfunkwelt und die Welt aller technisch Interessierten (das Gerät lässt sich auch als nur-Empfänger verwenden, dann werden einfach alle "senderelevanten" Teile nicht bestückt) gebracht. Dazu wurde zunächst eine lokale Gruppe (Sulingen und ca. 80km Umkreis) gegründet, die mit 10 Teilnehmern den Nachbau beginnt. Die Erfahrungen, die wir in dieser Gruppe sammeln, werden genutzt, um ein zweite Gruppe zu starten, die dann nicht mehr nur regional ist, sondern via Funk und Internet eine Zusammenarbeit über weit grössere Distanzen hat.
Das mcHF-Projekt ist sowohl im Nordseerundspruch zweimal benannt worden, als auch am 03.06.2015 im Rundspruch von DL0SDR. Hier der Ausschnitt über den mcHF als Mikrofonmitschnitt von meinem mcHF zum Download.
Funkamateure wollen forschen, entwickeln, experimentieren und zusammenarbeiten. Zumindest in Sachen "Hardware" ist das wegen des Lizenzmodells des mcHFs nicht so frei möglich, wie es von vielen gewünscht ist. Aus dem Grund ist initiiert durch unseren OV ein eigenes Projekt "SDR-Transceiver" OVI40 gestartet, das diesen Einschränkungen nicht unterliegt.
Amateurfunk - ganz weit vorne in drahtloser Kommunikation!
(Wir kommunizieren noch wo andere verzweifelt an ihrer Internetverbindung basteln müssen...)
DF8OE, 20.12.2017